Ist das Saunatuch erst einmal drapiert – schwitzt es sich ganz ungeniert!

Die Badekleidung – eine Frage der Kultur?

In der Antike gab es keine Badekleidung. Das Nacktbaden für Männer war selbstverständlich. Die Frauen trugen zweiteilige Kleidungsstücke – dem heutigen Bikini sehr ähnlich – das bestätigen Historiker anhand von Ausgrabungsbildern.

Im Römischen Reich spielte die Hygiene eine große Rolle. Große römische Bäder und Thermen, die an eine moderne öffentliche Wasserversorgung angeschlossen waren, entstanden. Für die römischen Bürger war der Zugang zu den öffentlichen Badeanstalten selbstverständlich. Es gab Umkleide- und Ruheräume, Schwitzräume, ein Warmbad, ein mäßig warmes Bad und ein Kaltbad. Mann und Frau trugen Holzschuhe und benutzen Handtücher. Das belegen Zeichnungen aus dieser Zeit. Sie bewegten sich in den Badehäusern und Thermen unbekleidet, jedoch strikt nach Geschlecht getrennt.

Mit dem Zerfall des Römischen Reiches und der Rückkehr von barbarischen Zuständen verschwanden im westlichen Europa Zug um Zug die Badehäuser und Thermen aus dem öffentlichen Leben.

Die Araber haben dann die Reste der vorgefundenen Badekultur aus Europa übernommen und ihren kulturellen und religiösen Hintergründen angepasst. Wie die Ironie der Geschichte zeigt, haben dann die Kreuzfahrer im Mittelalter die Badekultur in den islamischen Ländern wiederentdeckt und in Europa neu eingeführt.

Es entstanden Badestuben, in denen zwar offiziell Geschlechtertrennung galt, aber in der Regel doch gemischt gebadet wurde. Dabei waren die Badegäste im Schwitzbad völlig nackt. Zum Baden gab es für die Frauen neben einer leichten Schürze, die um den Hals gebunden wurde und den Rücken frei ließ auch eine Badehaube. Männer trugen Badehemden aus Leinen.

Die Badekultur kam zum Ende des Mittelalters im 16. Jahrhundert zum Erliegen. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr von grassierenden Krankheiten wurden die Badestuben geschlossen.

Mit Beginn der Neuzeit und der Aufklärung entstanden die ersten Kurbäder – und die heilenden Quellen gewannen zusehends an Bedeutung. Europa kämpfte für allgemeine Menschenrechte, religiöse Toleranz, persönliche Handlungsfreiheit, Bildung und Bürgerrechte und für das allgemeine Wohl. Im Zuge dessen entstand auch die Badekultur im Freien. Nicht nur in warmen Quellen, sondern auch in offenen Gewässern und am Meer. Die ersten Seebäder entstanden. An den Stränden herrschte Geschlechtertrennung. Um Mann und Frau auch unter Wasser voneinander zu trennen, gewann die Badekleidung immer mehr an Bedeutung. Die Stoffe durften nicht transparent und aus der Form geraten! Dabei nähte man – ohne Witz – Gewichte in die Baderöcke der Frauen, was natürlich das Schwimmen unmöglich machte. Um 1850 gab es die ersten Badekleider, die noch den ganzen Körper bedeckten. Erst gegen 1888 wurden die Badekleider kürzer gestaltet und gestattet. 1928 durfte auch beim Baden endlich mehr Haut gezeigt werden. Den konservativen Kreisen jedoch war die neue Bademode ein Dorn im Auge. Man sah die Moral in höchster Gefahr.

Ein kleingewachsener und untersetzter Politiker katholischen Glaubens setzte dem ganzen die Krone auf. Franz Bracht – der besagte Politiker – untersagte mit einer Notverordnung das “ Öffentliche Nacktbaden“ und das “ Baden in anstößiger Badekleidung“. Kurz vor dem Untergang der Weimarer Republik, schwer angeschlagen von der Wirtschaftskrise und den im Hintergrund agierenden reaktionären Kräften, erliess Franz Bracht den sogenannten “ Zwickelerlass „ und sorgte damit in der Öffentlichkeit für großes Gelächter. Intellektuelle und Kabarettisten bedankten sich herzlich für diese Steilvorlage.

Die Menschen in der Republik hatten sichtlich andere Sorgen. Denn Freikörperkultur war in den 20er Jahren schon weit verbreitet. Freiheit und Naturverbundenheit waren eine große Sehnsucht vieler Menschen zwischen den Weltkriegen.

Nach dem  Ende des zweiten Weltkrieges und dem Nationalsozialismus und dem Beginn des einmaligen Wirtschaftswunders wurden in der Bundesrepublik Deutschland Gesundheits- und Heilprogramme von den Krankenkassen gefördert und fast jeder Bürger war einmal auf Kosten der Kassen zur Kur gefahren.

In den letzten 60 Jahren hat sich die Badekleidung nicht viel verändert. Der Bademantel aus Frottee und das Frottierhandtuch sind heute noch die Hauptbadeutensilien für die Kurbäder, Saunen, Thermen und Wellness-Landschaften. Vielleicht hat sich an der Freizügigkeit etwas verändert. Die textilen Saunen nehmen zu. Liegt es an der persönlichen Scham, der Veränderung der europäischen Kultur, an der Erziehung?

Ich weiß es nicht.

Eines jedoch ist sicher – mit dem Saunahandtuch von TamyLara lässt es sich ganz ungeniert schwitzen….